1.2 Merkmale *

Wie Durgnat 1970 richtig bemerkt, kann man dem film noirqualities such as nightmarish, weird, erotic, ambivalent, and cruel“ zuweisen (DURGNAT 1970, 18), auch wenn diese recht allgemein formulierten und daher unspezifischen Qualitäten in den Filmen jeweils eine unterschiedlich starke Ausprägung erfahren.

Im Folgenden eine sehr allgemein gehaltene Auflistung der narrativen und ästhetischen Gemeinsamkeiten oder Merkmale, die die meisten films noirs auszeichnen:

Narrative Merkmale:

  • sehr ähnliche (stereotype) Figuren (überwiegend männliche Protagonisten)
  • Tod oder tödliche Gewalt (in Form eines Verbrechens oder in Verbindung mit Begehren)
  • zwei Handlungsstränge
  • eine mehr als unterschwellige Erotik
  • zynische Dialoge
  • Unausweichlichkeit des Schicksals / dramatische Ironie
  • Beschäftigung mit der Psyche (= psychologische Erklärung für das Verhalten von Figuren, Psychoanalytiker als Figuren, Psychoanalyse als Handlungselement)
  • Rückblenden, Erzählerstimme aus dem Off (= komplexe zeitliche Ordnung)
  • Träume, Visionen
  • eine die Handlung kommentierende Musik (= Songs, Melodien)

Aus diesen Merkmalen lässt sich bereits ein nicht zu unterschätzender Einfluss der Psychoanalyse nach Freud abschätzen, auf den ich später genauer eingehen werde.

Ästhetische Merkmale:

  • häufige Szenen in der Nacht (nicht immer: „Shadow Of A Doubt“, 1943)
  • häufiger Schauplatz: die Stadt und ihre Straßen (nicht immer: „The Spiral Staircase“, 1945)
  • visuelle Stereotypen (Spiegel, nasse Straßen, Züge, Stiegen, Rauch, etc.)
  • ausdrucksstarke Licht- und Schattengestaltung (Linien, Ornamente, übermächtige Schatten, niedrig stehende Lichtquellen im Bild)
  • subjektive Kamera (imitiert Subjektive einer handelnden Figur)
  • das Wie (die Darstellung) ist wichtiger als das Was (der Inhalt)

Die ästhetischen Merkmale weisen auf Einflüsse aus der Biografie von Noir-Filmemachern hin (viele davon Exilanten aus Europa) sowie auf Einflüsse durch die Entstehungsbedingungen (films noirs als B-Movies).

nächstes Kapitel: EINLEITUNG: Einflüsse

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