5.4 Sexualität

Darstellung von Homo- und Heterosexualität

Am häufigsten gibt es Männer und Frauen in heterosexuellen Beziehungen. Dies wird als Standard inszeniert und selbst dann angestrebt oder eingehalten, wenn ein (Ehe)Partner homosexuell ist (vgl. „Gilda“, 1946, „Laura, 1944).

Homosexuelle Beziehungen deuten sich zwar an, aber nur zwischen Männern und stets zwischen den Zeilen (Beispielsweise in „Moontide“ (1942), als der ehemalige Geschäftspartner des nun verheirateten Jean Gabin dessen Frau bedroht und zu ihr sagt: „You stand in my way“ oder auch in „Gilda“ (1946), als der reiche Unternehmer zu seinem neuen persönlichen Assistenten Johnny Farrell sagt, ein Mann brauche nur seinen Freund und seinen Stock, aber nicht mehr als diese zwei Dinge).

Es gibt einige homosexuelle Männer (z.B. häufig Peter Lorre), die als feminin und kultiviert inszeniert sind, aber kaum homosexuelle Frauen (Ausnahmen: Mrs. Danvers in „Rebecca“, 1940, Frances Amthor in „Farewell My Lovely“, 1976).
Wenn es diese gibt, sind sie männlich inszeniert (kurze oder zurückgebundene Haare, einfache, schnörkellose Kleidung, Auftreten einer betont unfemininen Frau, vgl. DYER 2008, 126) – und im Falle von Mrs. Danvers mit einer mittelgroßen Nase mit Knick und einem etwas erhobenem Muttermal ausgestattet (ebenfalls sehr unweibliche Attribute bei femininen Filmfiguren:

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In dieser Unsichtbarkeit homosexueller Frauen liegt eine doppelte Diskriminierung: sie werden verschwiegen, weil es Frauen sind und weil sie Frauen lieben.

Die Andeutung homosexueller Beziehungen im Film aber grundsätzlich Rückschluss zu, dass es alternative Lebensweisen zur heterosexuellen Ehe oder Lebensgemeinschaft zu dieser Zeit sehr wohl gab und dass darüber auch gesprochen wurde – zumindest insofern, als im production code festgehalten war, dass gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht gezeigt werden durften.
Die Versuche, diese durch Anspielungen im Film deutlich zu machen, zeigen an, dass das Filmpublikum sie offenbar verstehen konnte – und dass Homosexualität sehr wohl gelebte Realität war.

nächstes Kapitel: REFLEXION: Ethnizität *

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