Mit dem Begriff film noir werden Filme bezeichnet, die in den 1940ern und 1950ern in Hollywood gedreht wurden.
Der Ausdruck film noir stammt vom französischen Journalisten Nino Frank, der an den nach Kriegsende in Frankreich gezeigten Kinofilmen aus den USA einen düsteren Grundton sowohl in der Handlung als auch in der filmische Inszenierung feststellte (BORDE & CHAUMETON 1955, Vorwort), der für US-amerikanische Filme neu war und der ihn an die Bücher der „serie noir“ von Gallimard erinnerten (daher seine Bezeichnung film noir).
Die fünf Filme, die 1946 in Frankreich als erstes gezeigt wurden, waren:
„The Maltese Falcon“ (John Huston, 1941)
„Laura“ (Otto Preminger, 1944)
„Murder, My Sweet“ (Edward Dmytryk, 1944)
„Double Indemnity“ (Billy Wilder, 1944) und
„The Woman in the Window“ (Fritz Lang, 1944) (ebda.).
Die zweite Welle amerikanischer Filme, die Paris erreichte, bestand aus folgenden Filmen:
„This Gun For Hire“ (Frank Tuttle, 1942)
„The Killers“ (Robert Siodmak, 1946)
„The Lady in the Lake“ (Robert Montgomery, 1946)
„Gilda“ (King Vidor, 1946), and
„The Big Sleep“ (Howard Hawks, 1946) (nach BELTON 1994, 185).
Diesen Filmen der „schwarzen Serie“ (sowie vielen späteren films noirs) gemeinsam ist die Ohnmacht der Filmfiguren und die schicksalhafte Unausweichlichkeit, mit der das Leben sie zu kriminellen Handlungen treibt (wobei diese manchmal durch aktive Entscheidungen der Figuren gebrochen wird, siehe „Naked Kiss“, 1964).
Daraus resultiert, dass es sich sehr oft um Kriminalgeschichten oder Thriller handelt; es gibt aber auch films noirs im Stil von Melodramen oder Western, wobei Erotik immer eine Rolle spielt.
Auch das Personal der Filme ähnelt einander; typische Figuren sind z.B. die femme fatale oder der zynische Detektiv, der allwissende Psychoanalytiker oder die sittsame Ehefrau. Die Atmosphäre ist meistens düster (aber nicht immer: „Spellbound“, 1945), die moralische Ambivalenz der Figuren und der Handlung spiegelt sich in der Lichtsetzung wider („Chiaroscuro“).
Bekannte Filmregisseure des film noir sind u.a. Stuart Heisler, Robert Siodmak, Gordon Douglas, Edward Dmytryk, John Brahm, John Cromwell, Raoul Walsh, Henry Hathaway, Otto Preminger, Rudolph Maté, Nicholas Ray, Robert Wise, Jules Dassin, Richard Fleischer, John Huston, Andre de Toth, Robert Aldrich, Orson Welles, Max Ophüls, Fritz Lang, Elia Kazan, Howard Hawks, Robert Rossen, Anthony Mann, Joseph Losey, Alfred Hitchcock und Stanley Kubrick.
ZEITRAHMEN
Als erster film noir gilt manchen „The Maltese Falcon“ (1941) (SILVER 1996, 331), anderen „Stranger On The Third Floor“ (1940) (PORFIRIO 1976, 78), als letzter film noir wird oft Orson Welles „Touch Of Evil“ (1958) bezeichnet.
Dieser Rahmen würde die Produktionsperiode für films noirs für 1940 bis 1958 festlegen.
Je nachdem, welche Filme in diversen Archiven noch auftauchen, erstreckt sich dieser Zeitraum in der aktuellen Literatur weiter zurück (in die 1930er Jahre) sowie auch bis in die 1960er Jahre (vgl. NORIEGA 2007 oder DURGNAT 1970).