4.4 Spiegel

Kapitelübersicht:

 

Spiegel als Raumerweiterung werden ausgesprochen häufig verwendet, sie haben in ästhetischer Hinsicht folgende Funktionen:


  • Spiegel zeigen abgewendete Gesichter

Sie zeigen Gesichter von abgewendeten Figuren und ermöglichen so Einstellungen, in denen die Figur von Publikum und Kamera abgewandt ist.
So gibt es bspw. in „The Seventh Victim“ (1943) eine Szene, in der die weibliche Hauptfigur sich die Haare schneiden lässt; währenddessen befragt sie die Friseurin über das Verschwinden ihrer Schwester. Sie befinden sich im Frisiersalon und sitzen vor einer Wand, mit dem Rücken zur Kamera. Dank des runden Spiegels sieht man ihre Gesichter (Abb. 57):

Bildschirmfoto 2014-05-31 um 18.05.26

  • Spiegel verdoppeln Figuren

Reizvoll sind die Einstellungen, die eine Figur verdoppeln, wenn das Spiel mit der Identität dramaturgisch relevant ist – etwa in „The Dark Mirror“ (1946), wo es um Zwillingsschwestern geht, von denen eine gut, die andere eine Mörderin ist; hier gibt es Einstellungen, in denen die Darstellerin Olivia de Havilland (als Zwilling ständig doppelt im Bild) wegen eines Spiegels sogar dreimal im Filmbild ist (Abb. 58, oben).


  • Spiegel ermöglichen Tiefe

Sie ermöglichen Tiefe dort, wo Einstellungen aufgrund der räumlichen Gegebenheiten sehr flach wären (Abb.57 und 58: statt einer Wand geht der Raum optisch weiter und wirkt tiefer).


  • Spiegel sind Mittel zur indirekten Beleuchtung

Sie spiegeln nicht nur Personen und den Raum, sondern auch das Licht. Somit tragen sie zur indirekten Aufhellung bei und können als unsichtbare Beleuchtungsmittel eingesetzt werden (Abb. 57: die Friseurin im Spiegel ist die hellste Stelle im Bild).


  • Schwierige Einstellungen mit Spiegel

Oft sind Spiegel Inspirationen und Geburtshelfer für schwierige Einstellungen, in denen der Spiegel etwas zeigt, was man sonst nicht sehen könnte (vgl. „The Blue Dahlia“, 1946).
So ermöglicht z.B. die spiegelnde Glasscheibe eines Fotos in „The Seventh Victim“ (1943) einen spannenden Einstieg in die Szene:
Die Hauptfigur betritt ein scheinbar leeres Hotelzimmer und sieht im spiegelnden Bild Rauch, der aus dem Ohrensessel hinter ihr aufsteigt (s. Abb. 59).
Daraufhin dreht sie sich erschrocken um, der Mann gibt sich zu erkennen und das Gespräch beginnt. Ohne den indirekten Einstieg über den Spiegel wäre die Spannung zu Beginn der Szene nicht so effizient gesteigert worden.

Bildschirmfoto 2014-05-31 um 18.05.34

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