Viele films noirs wurden von Filmemachern aus Europa im Exil in Hollywood gedreht, die ihre früheren ArbeitskollegInnen auch hier als SchauspielerInnen, wenn auch in Nebenrollen, auftreten ließen, um diese finanziell zu unterstützen.
Entsprechend oft hört man Schauspieler (mehr Männer als Frauen), die einen europäischen Akzent haben (z.B. Onkel Piu alias Steven Geray, geb. Istvàn Gyergyav, in „Gilda“ (1946), der mit französischem Akzent sprechende Roger Dann als Pierre Grandfort in „I Confess“ (1953) oder immer wieder Peter Lorre).
Sichtbar ist die europäische Zugehörigkeit allerdings nicht, von außen sind diese Filmfiguren nicht von weißen Amerikanern unterscheidbar.
Optisch erkennbare andere Ethnien wie Südamerikaner, Afroamerikaner oder Asiaten sind selten und werden in Filmen Noir nur dann gezeigt, wenn es durch die Geschichte gerechtfertigt ist.
Ein Beispiel dafür ist der Film „Gilda“ (1946), der in Buenos Aires spielt und darum auch argentinische aussehende und sprechende Schauspieler präsentiert.
Afroamerikanische oder asiatische SchauspielerInnen sind so gut wie nie zu sehen – und wenn, dann in gesellschaftlich niedrigen Nebenrollen (vgl. der afroamerikanische Koch in „The Killers“ (1946), der afroamerikanische Klavierspieler Sam in „Casablanca“ (1942), der afroamerikanische Diener im Zug von „Born To Kill“ (1947), das japanische Dienerehepaar und die afroamerikanischen Gefängniswärterinnen in „Angel Face“, 1952).
Die ethnischen Zuschreibungen, die in den gesichteten films noirs festgestellt wurden, sind folgende:
- Franzosen: wohlhabend, positiv (Grandfort, der Ehemann in I Confess)
- JugoslawInnen: Frau aus Cat People: mysteriös, mit brutalen Legenden über Frauen, die sich in Bergen verstecken, und Ritter, der Katze aufspießt
- Deutsche: häufig die Bösen (z.B. in „Casablanca“, 1942, „The Asphalt Jungle“, 1950), manchmal auch die Naiven (z.B. „Address Unknown“, 1944)
- AfroamerikanerInnen: Gefängniswärterinnen, Barkeeper, Dienstmädchen, Bands mit „wilder“ Musik in Lokalen, Pianisten in Bars, Umzugshelfer
- Asiaten (JapanerInnen): Butler, Dienstmädchen,
- Italiener, Griechen: Akzent sprechende, besonders emotionale, laut sprechende, übertrieben gestikulierende Männer mit vielen sexuellen Anspielungen (italienischstämmige Polizisten, manchmal von jüd. Schauspielern gespielt)
- jüdische Menschen: oftmals sind sie ein Synonym für Immigranten, (z.B. „Address Unknown“, 1944, „Crossfire“, 1947, „Act of Violence“, 1948, „Body and Soul“, 1947)
- Weitere unterschwellig vermittelte Werte
Weitere, unterschwellig in films noirs vermittelten Werte oder Strömungen sind folgende:
Politisch: Es sind immer wieder demokratische Werte auszumachen, v.a. in Filmen, die Kritik an sozialen Zuständen üben (vgl. Durgnat 1970, 39),
Christlich: Die durch den production code geregelte Darstellung vom vorehelichen Geschlechtsleben verrät die kaum versteckten christlichen Werte (z.B. „The Strange Love Of Martha Ivers“, 1946)
Kritik an Bigotterie und religiösem Fanatismus: Im Film „The Night Of The Hunter“ (1955) wird ein Mörder präsentiert, der unter dem Deckmantel eines Priesters gezielt Witwen aufsucht und ermordet. Die Gegenfigur zu ihm ist Ma Cooper, die ihren Ziehkindern Geschichten aus der Bibel vorliest und diese dabei nicht wortwörtlich nimmt, sondern mit Herz und Verständnis den Bedürfnissen ihrer jungen ZuhörerInnen anpasst – im Gegensatz zu dem Mörder in Priestergestallt, der die Bibel wortwörtlich nimmt und sich zu ihrem Hüter aufspielt.